Hermann (Ludwig Heinrich)
Fürst von Pückler-Muskau


Bettina Brentano - Die emanzipierte Kämpferin
(1785-1859)

Kurzbiografie
Quelle
: http://www.martinschlu.de/kulturgeschichte/klassik/brentanoarmin/bio/01.htm
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Bettina Brentano - Die emanzipierte Kämpferin
(1785-1859)

1785
Bettina (Catharina Elisabetha Ludovica Magdalena) Brentano wird am 4. April in Frankfurt am Main geboren. Die Eltern sind Maximiliane von Laroche (1756-1793) und der Großkaufmann Peter Anton Brentano (1735-1797), die Großmutter ist die Schriftstellerin Sophie La Roche (1731-1807), die 1771 den ersten Briefroman einer Schriftstellerin "Geschichte des Fräuleins von Sternheim" geschrieben hat. Als Bettina geboren wird, ist die Familie in Frankfurt gut angesehen und hat sich im Import- und Exportgeschäft einen Namen gemacht. Bettina ist das siebte Kind und da ihre Mutter bereits die zweite Frau des Vaters ist, gibt es schon Geschwister aus der ersten Ehe: Anton (1763-1833), Franz (1765-1844), Dominicus (1769-1825); Brüder: Georg (1775-1851), Clemens (1778-1842), Christian (1784-1851); Schwestern: Kunigunde ("Gunda", 1780-1863; verh. mit Karl Friedrich von Savigny, 1779-1861), später kommen noch Ludovica ("Lulu", 1787-1854) und Meline (1788-1861) dazu.
1793
Im November stirbt Bettinas Mutter und der Vater hält die Familie zunächst zusammen, auch wenn schon einige Kinder erwachsen sind und nicht mehr zuhause leben.
1794
Am Anfang des Jahrs kommt Bettina in das Pensionat des Ursulinenklosters in Fritzlar und bleibt dort bis zum 13. Lebensjahr. Durch die erfolgreichen Geschäfte der Eltern ist sie finanziell gut abgesichert und hat zumindest keine finanziellen Probleme zu erwarten. Die Großmutter kümmert sich weiter aus der Ferne um die Enkelin.
1797
Als auch noch der Vater stirbt, nimmt der Bruder Franz aus Frankfurt Bettina zunächst auf, bis dann die Großmutter, Sophie von La Laroche, Bettina im Juli zur weiteren Erziehung nach Offenbach nimmt. Dort lernt sie Künstler, Gelehrte, deutsche Jakobiner und französische Emigranten kennen und erhielt vielfältige Anregungen. Über die Großmutter gibt es ersten Kontakt zur Familie Goethes, der später für Bettina wichtig werden wird.
1799
Bettina befreundet sich mit Karoline von Günderrode (1780-1806).
1801
Bettina bekommt guten Kontakt zum sieben Jahre älteren Bruder Clemens, keine Selbstverständlichkeit, weil sie ihn in ihrer Kindheit so gut wie nie gesehen hat. Es entsteht ein umfangreicher Briefwechsel, der Jahre später als Briefroman erscheint ("Clemens Brentanos Frühlingskranz Aus Jugendbriefen ihm geflochten, wie er selbst schriftlich verlangte" - rund 80 Briefe aus den Jahren 1800-1803)
1802
Bettina lebt überwiegend bei ihren Geschwistern in Frankfurt, dort erhält sie Privatunterricht, u.a. in Kompositionslehre und Zeichnen und lernt den Dichter Karl Joachim Friedrich Ludwig Achim von Arnim (1781-1831) kennen, der eng mit ihrem Bruder Clemens befreundet ist.
1803/1804
Nach der Hochzeit des Bruders Clemens mit Sophie Mereau wohnt Bettina bis 1806 bei der Familie ihrer Schwester Gunda und derem Ehemann Friedrich von Savigny (Hochzeit 1804)
1806
Bettinas Freundin Karoline von Günderrode bricht die Beziehung zu ihr plötzlich ab und ersticht sich am 26. Juli aus Liebeskummer in Winkel (Rheingau). Bettina wird im August von Ludwig Tieck in Frankfurt besucht, außerdem bekommt Bettina Kontakt zu Goethes Mutter. Im November besucht Clemens seine Schwester nach dem Tod Sophies.
1807
Die Großmutter, Sophie von La Roche, stirbt im Februar. Bettina reist nach Kassel und Berlin und besucht den fast sechzigjährigen Goethe in Weimar. Beide sind voneinander fasziniert: Bettina von dem Literatur-Papst, Goethe von dem 22jährigen "Kinde" . Später wird sie diese Erlebnisse in einem Briefroman verarbeiten (Briefwechsel mit einem Kinde, 1835) . In Weimar trifft sie Achim von Arnim, im November besucht er sie in Frankfurt, wo er sich längere Zeit aufhält.
1808
Bettina ist mit Savigny und Clemens in München und Landshut und beginnt ihr Musikstudium. Es entstehen Freundschaften zu Friedrich Heinrich Jacobi, Ludwig Tieck und den Brüdern Ringseis, außerdem sieht sie wiederum Achim.

1809
Bettina reist nach München und Landshut. In diesem Jahr entsteht diese Zeichnung von Ludwig Emil Grimm.
1810
Kurz nach Bettinas Rückkehr nach Berlin beginnt sie musikalisch zu arbeiten. Von 1810 bis 1812 ist sie Mitglied der Berlinmer Singakademie, einem angesehenen Chor von über 90 Sängern unter der Leitung Zelters. In diese Zeit fällt ihr Kompositionsunterricht durch Vincenzo Righini und sie unternimmt erste Versuche, Goethes Texte zu vertonen.
Bettina lernt außerdem Ludwig van Beethoven kennen. Nach Walden und Lemke gibt es Belege dafür, daß die "Unsterbliche Geliebte", also die geheimnisvolle Frau, nach deren Identität die Beethoven-Forschung bislang fahndete, Bettina Brentano sein muß. Im Frühsommer fährt sie mit den Savignys auf ein Familientreffen in Bukowan/Böhmen mit denen sie nun längere Zeit lebt. Als die Familie sie wieder mit auf die Rückreise nach Berlin nehmen, wird Goethe in Terplitz besucht.
In dieser Zeit schenkt ihr ihr Liebhaber Max Prokup von Freyberg ein Medaillon mit ihrem Bild, vermutlich als letzte Möglichkeit, sie doch noch für sich zu gewinnen. Es hilft aber nichts - im Dezember kommt es zur Verlobung mit Achim von Arnim.

BETTINA BRENATANO-VON ARNIM
1811
Bettina reist an den Rhein über Weimar und Frankfurt und besucht Goethe. Dort, in Weimar, kommt es zum Streit mit Goethes Frau Christiane und dadurch zum Bruch mit ihm (Bettina sagt über Christiane Goethe, diese sei eine "tolle Blutwurst". Sie heiratet am 11. März den vier Jahre älteren Achim von Arnim (1781-1831) und beide bleiben in Berlin.

1831
Am 21. Januar stirb Achim von Arnim und Bettinas Lebensmittelpunkt verlagert sich nach zwanzig Ehejahren und sieben Schwangerschaften endgültig nach Berlin. Sie beginnt, einen Teil der Briefe zu publizieren, jedoch sind diese Briefe nicht alle authentisch, sondern sie erdichtet etliche Briefe dazu - etwa in der Tradition des Goetheschen Briefromans "Werthers Leiden".
Sie empfängt in ihrem Salon Unter den Linden 21 die intellektuellen Größen jener Zeit und wird dadurch eine sehr einflußreiche Frau. Unter anderem beginnt die Freundschaft mit Friedrich Schleiermacher.
Bei der Choleraepidemie in Berlin zeigt Bettina soziales Engagement und hilft in den Armenvierteln - keine Selbstverständlichkeit.
1832
Briefwechsel mit Fürst Pückler-Muskau
1833
Tod der Freundin Rahel Varnhagens
1835
Die enge Beziehung zu Goethes Familie ist Grundlage des veröffentlichten Briefwechsels "Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde", der allerdings überarbeitet erscheint.
Im Juni verunglückt der Sohn Kühnemund tödlich. Bekanntschaft mit Philipp Nathusius (1815-1872)
1839
Bettina engagiert sich beim Kronprinzen Friedrich Wilhelm für die "Göttinger Sieben", u.a. Jakob und Wilhelm Grimm, die aufgrund ihrer Kritik aus ihrem Amt als Professoren entlassen worden sind.
1840
Als König Friedrich Wilhelm III. stibt, wird der bisherige Kronprinz sein Nachfolger. Bettina erreicht in einem Gespräch mit ihm, daß dieser kurz nach seiner Inthronisation die Brüder Grimm als Universitätsprofessoren in Berlin beruft.
34 Jahre nach dem Selbstmord der Freundin Karoline von Günderrode erscheint der Briefroman "Die Günderode" , in dem Bettina diese Freundschaft in zwei Bänden aufarbeitet. Außerdem erscheint das satirische Märchen "Reichsgräfin Gritta von Rattenzuhausbeiuns"
Bettina beginnt einen Briefwechsel mit Kronprinz Karl von Württemberg
"Wär ich auf dem Thron, so wollt ich die Welt mit lachendem Mut umwälzen".
1842
Bettina trifft sich vermutlich mit Karl Marx in Kreuznach. Am 28. Juli stirbt der Bruder Clemens. Die Liedervertonungen "Dedié à Spontini" erscheinen.
1843
Beginn des Briefwechsels mit Erbprinz Carl-Alexander von Sachsen-Weimar. Bettina beschreibt in dem Briefroman "Dies Buch gehört dem König" mögliche Gespräche zwischen der Mutter Goethes, "Frau Rat" und der Mutter des Königs von Preußen, Konigin Louise, die die Mißstände in Preußen anprangern und Wahrheiten aussprechen, die man als Untertan nicht ohne weiteres sagen darf, etwa, daß der "... Staat für den größten, ja für den einzigen Verbrecher am Verbrechen" gelte. Dieses Buch ist adressiert an König Friedrich Wilhelm IV., den Bettina noch als liberalen Kronprinz kennengelernt hatte. Da die Königin Louise in Bayern eine Art Heilige ist und Bettina damit eine Majestätsbeleidigung begangen hat, wird das Werk in Bayern verboren.
Durch die vielen regierungskritischen Ansätze macht sich Bettina beim König nicht beliebt, sie bekommt jedoch im Volk viel Zustimmung dafür. Der Fortsetzungsroman "Gespräche mit Dämonen" erfolgt zwölf Jahre später, 1852.
1844
Die Briefe an den Bruder Clemens Brentano spiegeln eine eine intensive Beziehung, zu ihm wieder. Viele davon werden von ihr unter dem Titel. "Clemens Brentano's Frühlingskranz, aus Jugendbriefen ihm geflochten" veröffentlicht. Auch hier ist die Grenze zwischen Historie und Fiktion fließend, aber immer wahrscheinlich.
"Es ist wahr, Clemens, in mir ist ein Tummelplatz von Gesichten, alle Natur weit ausgebreitet, die überschwenglich blüht in vollen Pulsschlägen, und das Morgenrot scheint mir in die Seele und beleuchtet alles. Wenn ich die Augen zudrücke mit beiden Daumen und stütze den Kopf auf, dann zieht diese große Naturwelt an mir vorüber, was mich ganz trunken macht. Der Himmel dreht sich langsam, mit Sternbildern bedeckt, die vorüberziehen; und Blumenbäume, die den Teppich der Luft mit Farbenstrahlen durchschießen. Gibt es wohl ein Land, wo dies alles wirklich ist? Und seh ich da hinüber in andre Weltgegenden?"

Bettina plant eine Dokumentation über die "Armenfrage", dies unterbleibt jedoch, als der Weberaufstand in Schlesien ausbricht und vom König blutig niedergeschlagen wird, denn sie wird verdächtigt, den Aufstand angezettelt zu haben. Jedoch hat sie bereits eine Menge empirisches Material gesammelt.
1847
Im Magistratsprozeß wird Bettina zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt, der Höchststrafe, die eine Adelige erhalten kann. Jedoch wird ihr durch die Intervention eines Ministers die Strafe erlassen.
Der Briefroman "Ilius Pamphilius und die Ambrosia" erscheint in zwei Bänden (1847/48), denen der Briefwechsel mit dem jüngeren Philipp Nathusius zugrunde liegt.
1848/49
Die Märzrevolution von 1848 erlebt Bettina in Berlin; anonym veröffentlicht sie die Denkschrift "An die aufgelöste Preußische National-Versammlung" (wird auch als "Polenbroschüre" bezeichnet) und setzt sich für die Freilassung des Revolutionärs Gottfried Kinkel (1815-1883) ein. Sie steht zwar der Ideen der Frühsozialisten aufgeschlossen gegenüber, hält jedoch zugleich an der Idee eines "Volkskönigs" fest.
1852
Die Fortsetzung von "Dieses Buch gehört dem König" erscheint: "Gespräche mit Dämonen", in dem Bettina dem König den Vorschlag macht, er solle die freiheitlich-demokratischen Tendenzen fördern und ein Volkskönig werden. Bettina wird als "Communistin" beschimpft und in Bayern wird das Buch wieder verboten, eine verkürzte Fassung auch in Österreich.
1853
Die Tochter Maximiliane heiratet Graf Eduard von Oriola und zieht nach Bonn. Bettina trifft in Düsseldorf den jungen Johannes Brahms und lernt über ihn Clara und Robert Schumann kennen. Robert er ist von ihr so beeindruckt, daß er ihr die "Gesänge in der Frühe" widmet, sein letztes Klavierwerk.
1854
Bettina besucht Maximiliane in Bonn, erleidet dort einen Schlaganfall. Sie besucht Robert Schumann in der Irrenanstalt Endenich.
1859
Am 20. Januar stirbt Bettina von Arnim in Berlin. Sie wird in Gut Wiepersdorf/Bärwalde begraben.

 

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