1785
Bettina (Catharina Elisabetha Ludovica Magdalena) Brentano
wird am 4. April in Frankfurt am Main geboren. Die Eltern
sind Maximiliane von Laroche (1756-1793) und der Großkaufmann
Peter Anton Brentano (1735-1797), die Großmutter
ist die Schriftstellerin Sophie La Roche (1731-1807),
die 1771 den ersten Briefroman einer Schriftstellerin
"Geschichte des Fräuleins von Sternheim"
geschrieben hat. Als Bettina geboren wird, ist die Familie
in Frankfurt gut angesehen und hat sich im Import- und
Exportgeschäft einen Namen gemacht. Bettina ist
das siebte Kind und da ihre Mutter bereits die zweite
Frau des Vaters ist, gibt es schon Geschwister aus der
ersten Ehe: Anton (1763-1833), Franz (1765-1844), Dominicus
(1769-1825); Brüder: Georg (1775-1851), Clemens
(1778-1842), Christian (1784-1851); Schwestern: Kunigunde
("Gunda", 1780-1863; verh. mit Karl Friedrich
von Savigny, 1779-1861), später kommen noch Ludovica
("Lulu", 1787-1854) und Meline (1788-1861)
dazu.
1793
Im November stirbt Bettinas Mutter und der Vater hält
die Familie zunächst zusammen, auch wenn schon
einige Kinder erwachsen sind und nicht mehr zuhause
leben.
1794
Am Anfang des Jahrs kommt Bettina in das Pensionat des
Ursulinenklosters in Fritzlar und bleibt dort bis zum
13. Lebensjahr. Durch die erfolgreichen Geschäfte
der Eltern ist sie finanziell gut abgesichert und hat
zumindest keine finanziellen Probleme zu erwarten. Die
Großmutter kümmert sich weiter aus der Ferne
um die Enkelin.
1797
Als auch noch der Vater stirbt, nimmt der Bruder Franz
aus Frankfurt Bettina zunächst auf, bis dann die
Großmutter, Sophie von La Laroche, Bettina im
Juli zur weiteren Erziehung nach Offenbach nimmt. Dort
lernt sie Künstler, Gelehrte, deutsche Jakobiner
und französische Emigranten kennen und erhielt
vielfältige Anregungen. Über die Großmutter
gibt es ersten Kontakt zur Familie Goethes, der später
für Bettina wichtig werden wird.
1799
Bettina befreundet sich mit Karoline von Günderrode
(1780-1806).
1801
Bettina bekommt guten Kontakt zum sieben Jahre älteren
Bruder Clemens, keine Selbstverständlichkeit, weil
sie ihn in ihrer Kindheit so gut wie nie gesehen hat.
Es entsteht ein umfangreicher Briefwechsel, der Jahre
später als Briefroman erscheint ("Clemens
Brentanos Frühlingskranz Aus Jugendbriefen ihm
geflochten, wie er selbst schriftlich verlangte"
- rund 80 Briefe aus den Jahren 1800-1803)
1802
Bettina lebt überwiegend bei ihren Geschwistern
in Frankfurt, dort erhält sie Privatunterricht,
u.a. in Kompositionslehre und Zeichnen und lernt den
Dichter Karl Joachim Friedrich Ludwig Achim von Arnim
(1781-1831) kennen, der eng mit ihrem Bruder Clemens
befreundet ist.
1803/1804
Nach der Hochzeit des Bruders Clemens mit Sophie Mereau
wohnt Bettina bis 1806 bei der Familie ihrer Schwester
Gunda und derem Ehemann Friedrich von Savigny (Hochzeit
1804)
1806
Bettinas Freundin Karoline von Günderrode bricht
die Beziehung zu ihr plötzlich ab und ersticht
sich am 26. Juli aus Liebeskummer in Winkel (Rheingau).
Bettina wird im August von Ludwig Tieck in Frankfurt
besucht, außerdem bekommt Bettina Kontakt zu Goethes
Mutter. Im November besucht Clemens seine Schwester
nach dem Tod Sophies.
1807
Die Großmutter, Sophie von La Roche, stirbt im
Februar. Bettina reist nach Kassel und Berlin und besucht
den fast sechzigjährigen Goethe in Weimar. Beide
sind voneinander fasziniert: Bettina von dem Literatur-Papst,
Goethe von dem 22jährigen "Kinde" . Später
wird sie diese Erlebnisse in einem Briefroman verarbeiten
(Briefwechsel mit einem Kinde, 1835) . In Weimar trifft
sie Achim von Arnim, im November besucht er sie in Frankfurt,
wo er sich längere Zeit aufhält.
1808
Bettina ist mit Savigny und Clemens in München
und Landshut und beginnt ihr Musikstudium. Es entstehen
Freundschaften zu Friedrich Heinrich Jacobi, Ludwig
Tieck und den Brüdern Ringseis, außerdem
sieht sie wiederum Achim.
1809
Bettina reist nach München und Landshut. In diesem
Jahr entsteht diese Zeichnung von Ludwig Emil Grimm.
1810
Kurz nach Bettinas Rückkehr nach Berlin beginnt
sie musikalisch zu arbeiten. Von 1810 bis 1812 ist sie
Mitglied der Berlinmer Singakademie, einem angesehenen
Chor von über 90 Sängern unter der Leitung
Zelters. In diese Zeit fällt ihr Kompositionsunterricht
durch Vincenzo Righini und sie unternimmt erste Versuche,
Goethes Texte zu vertonen.
Bettina lernt außerdem Ludwig van Beethoven kennen.
Nach Walden und Lemke gibt es Belege dafür, daß
die "Unsterbliche Geliebte", also die geheimnisvolle
Frau, nach deren Identität die Beethoven-Forschung
bislang fahndete, Bettina Brentano sein muß. Im
Frühsommer fährt sie mit den Savignys auf
ein Familientreffen in Bukowan/Böhmen mit denen
sie nun längere Zeit lebt. Als die Familie sie
wieder mit auf die Rückreise nach Berlin nehmen,
wird Goethe in Terplitz besucht.
In dieser Zeit schenkt ihr ihr Liebhaber Max Prokup
von Freyberg ein Medaillon mit ihrem Bild, vermutlich
als letzte Möglichkeit, sie doch noch für
sich zu gewinnen. Es hilft aber nichts - im Dezember
kommt es zur Verlobung mit Achim von Arnim.
1811
Bettina reist an den Rhein über Weimar und Frankfurt
und besucht Goethe. Dort, in Weimar, kommt es zum Streit
mit Goethes Frau Christiane und dadurch zum Bruch mit
ihm (Bettina sagt über Christiane Goethe, diese
sei eine "tolle Blutwurst". Sie heiratet am
11. März den vier Jahre älteren Achim von
Arnim (1781-1831) und beide bleiben in Berlin.
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1831
Am 21. Januar stirb Achim von Arnim und Bettinas Lebensmittelpunkt
verlagert sich nach zwanzig Ehejahren und sieben Schwangerschaften
endgültig nach Berlin. Sie beginnt, einen Teil der
Briefe zu publizieren, jedoch sind diese Briefe nicht
alle authentisch, sondern sie erdichtet etliche Briefe
dazu - etwa in der Tradition des Goetheschen Briefromans
"Werthers Leiden".
Sie empfängt in ihrem Salon Unter den Linden 21 die
intellektuellen Größen jener Zeit und wird
dadurch eine sehr einflußreiche Frau. Unter anderem
beginnt die Freundschaft mit Friedrich Schleiermacher.
Bei der Choleraepidemie in Berlin zeigt Bettina soziales
Engagement und hilft in den Armenvierteln - keine Selbstverständlichkeit.
1832
Briefwechsel mit Fürst Pückler-Muskau
1833
Tod der Freundin Rahel Varnhagens
1835
Die enge Beziehung zu Goethes Familie ist Grundlage des
veröffentlichten Briefwechsels "Goethe's Briefwechsel
mit einem Kinde", der allerdings überarbeitet
erscheint.
Im Juni verunglückt der Sohn Kühnemund tödlich.
Bekanntschaft mit Philipp Nathusius (1815-1872)
1839
Bettina engagiert sich beim Kronprinzen Friedrich Wilhelm
für die "Göttinger Sieben", u.a. Jakob
und Wilhelm Grimm, die aufgrund ihrer Kritik aus ihrem
Amt als Professoren entlassen worden sind.
1840
Als König Friedrich Wilhelm III. stibt, wird der
bisherige Kronprinz sein Nachfolger. Bettina erreicht
in einem Gespräch mit ihm, daß dieser kurz
nach seiner Inthronisation die Brüder Grimm als Universitätsprofessoren
in Berlin beruft.
34 Jahre nach dem Selbstmord der Freundin Karoline von
Günderrode erscheint der Briefroman "Die Günderode"
, in dem Bettina diese Freundschaft in zwei Bänden
aufarbeitet. Außerdem erscheint das satirische Märchen
"Reichsgräfin Gritta von Rattenzuhausbeiuns"
Bettina beginnt einen Briefwechsel mit Kronprinz Karl
von Württemberg
"Wär ich auf dem Thron, so wollt ich die Welt
mit lachendem Mut umwälzen".
1842
Bettina trifft sich vermutlich mit Karl Marx in Kreuznach.
Am 28. Juli stirbt der Bruder Clemens. Die Liedervertonungen
"Dedié à Spontini" erscheinen.
1843
Beginn des Briefwechsels mit Erbprinz Carl-Alexander von
Sachsen-Weimar. Bettina beschreibt in dem Briefroman "Dies
Buch gehört dem König" mögliche Gespräche
zwischen der Mutter Goethes, "Frau Rat" und
der Mutter des Königs von Preußen, Konigin
Louise, die die Mißstände in Preußen
anprangern und Wahrheiten aussprechen, die man als Untertan
nicht ohne weiteres sagen darf, etwa, daß der "...
Staat für den größten, ja für den
einzigen Verbrecher am Verbrechen" gelte. Dieses
Buch ist adressiert an König Friedrich Wilhelm IV.,
den Bettina noch als liberalen Kronprinz kennengelernt
hatte. Da die Königin Louise in Bayern eine Art Heilige
ist und Bettina damit eine Majestätsbeleidigung begangen
hat, wird das Werk in Bayern verboren.
Durch die vielen regierungskritischen Ansätze macht
sich Bettina beim König nicht beliebt, sie bekommt
jedoch im Volk viel Zustimmung dafür. Der Fortsetzungsroman
"Gespräche mit Dämonen" erfolgt zwölf
Jahre später, 1852.
1844
Die Briefe an den Bruder Clemens Brentano spiegeln eine
eine intensive Beziehung, zu ihm wieder. Viele davon werden
von ihr unter dem Titel. "Clemens Brentano's Frühlingskranz,
aus Jugendbriefen ihm geflochten" veröffentlicht.
Auch hier ist die Grenze zwischen Historie und Fiktion
fließend, aber immer wahrscheinlich.
"Es ist wahr, Clemens, in mir ist ein Tummelplatz
von Gesichten, alle Natur weit ausgebreitet, die überschwenglich
blüht in vollen Pulsschlägen, und das Morgenrot
scheint mir in die Seele und beleuchtet alles. Wenn ich
die Augen zudrücke mit beiden Daumen und stütze
den Kopf auf, dann zieht diese große Naturwelt an
mir vorüber, was mich ganz trunken macht. Der Himmel
dreht sich langsam, mit Sternbildern bedeckt, die vorüberziehen;
und Blumenbäume, die den Teppich der Luft mit Farbenstrahlen
durchschießen. Gibt es wohl ein Land, wo dies alles
wirklich ist? Und seh ich da hinüber in andre Weltgegenden?"
Bettina plant eine Dokumentation über die "Armenfrage",
dies unterbleibt jedoch, als der Weberaufstand in Schlesien
ausbricht und vom König blutig niedergeschlagen wird,
denn sie wird verdächtigt, den Aufstand angezettelt
zu haben. Jedoch hat sie bereits eine Menge empirisches
Material gesammelt.
1847
Im Magistratsprozeß wird Bettina zu zwei Monaten
Gefängnis verurteilt, der Höchststrafe, die
eine Adelige erhalten kann. Jedoch wird ihr durch die
Intervention eines Ministers die Strafe erlassen.
Der Briefroman "Ilius Pamphilius und die Ambrosia"
erscheint in zwei Bänden (1847/48), denen der Briefwechsel
mit dem jüngeren Philipp Nathusius zugrunde liegt.
1848/49
Die Märzrevolution von 1848 erlebt Bettina in Berlin;
anonym veröffentlicht sie die Denkschrift "An
die aufgelöste Preußische National-Versammlung"
(wird auch als "Polenbroschüre" bezeichnet)
und setzt sich für die Freilassung des Revolutionärs
Gottfried Kinkel (1815-1883) ein. Sie steht zwar der Ideen
der Frühsozialisten aufgeschlossen gegenüber,
hält jedoch zugleich an der Idee eines "Volkskönigs"
fest.
1852
Die Fortsetzung von "Dieses Buch gehört dem
König" erscheint: "Gespräche mit Dämonen",
in dem Bettina dem König den Vorschlag macht, er
solle die freiheitlich-demokratischen Tendenzen fördern
und ein Volkskönig werden. Bettina wird als "Communistin"
beschimpft und in Bayern wird das Buch wieder verboten,
eine verkürzte Fassung auch in Österreich.
1853
Die Tochter Maximiliane heiratet Graf Eduard von Oriola
und zieht nach Bonn. Bettina trifft in Düsseldorf
den jungen Johannes Brahms und lernt über ihn Clara
und Robert Schumann kennen. Robert er ist von ihr so beeindruckt,
daß er ihr die "Gesänge in der Frühe"
widmet, sein letztes Klavierwerk.
1854
Bettina besucht Maximiliane in Bonn, erleidet dort einen
Schlaganfall. Sie besucht Robert Schumann in der Irrenanstalt
Endenich.
1859
Am 20. Januar stirbt Bettina von Arnim in Berlin. Sie
wird in Gut Wiepersdorf/Bärwalde begraben. |