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Ausstellung "Fürst Pückler und die Frauen"
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Ausstellung "Fürst Pückler und die Frauen"
Berlin, der 03.05.2002

Bezirksamt Neukölln


vom 5. Mai bis 30. Juni in Schloss Britz
Neben Fürst Pücklers (1785-1871) Leidenschaft für Parkanlagen waren seine vielen Frauenfreundschaften das zweite große Thema seines Lebens. Mit dem Muskauer Landschaftsgarten, den er als seine "Hauptschöpfung" bezeichnete, hinterließ er gleichsam einen Atlas seines Lebens. Der Besucher kann dort noch heute Fürst Pücklers Frauenfreundschaften in vielen Wegen, Gewässern, besonders schönen Aussichtspunkten und in kleinen intimen Gängen nachspüren.

Sich selbst sieht Pückler als einen romantischen Charakter: er sei unabgeschlossen, stets im Werden unendlicher Möglichkeiten begriffen, wofür er passende Charakterbilder des Chamäleons, des Schmetterlings oder des Wandelsterns für sich in Anspruch nimmt. Und richtig stellt er sich jeder Frau als ein anderer dar, lässt sich neu definieren - jedoch nie endgültig - sondern entzieht sich stets, um wieder in ein neues, wieder anderes Ich zu schlüpfen. Die hellsichtige Gräfin Ida Hahn-Hahn stellt deshalb auch richtig fest, dass eine Frau mit ihm ewig nur Komödie spielen müsse.

Fürst Pücklers Frauenfreundschaften sind Thema der Ausstellung, die vom 5. Mai bis 30. Juni 2002 in Schloss Britz gezeigt wird.

Im Auftrag der Stiftung "Fürst Pückler Park Bad Muskau" war die Ausstellung erstmals vom 22.September bis 12. Dezember 1999 in Bad Muskau zu sehen. Es folgten im Jahre 2000 weitere Stationen in Schloss Branitz/Cottbus und in Düsseldorf. Die ursprüngliche Konzeption von 1999 wurde für die Ausstellung in Schloss Britz inhaltlich erweitert.
Der Besucher trifft in der Ausstellung auf Blumensträuße, sorgsam mit einem zarten Billet garniert, das in einen goldenen Ring gefasst ist.

Wer nun glaubt, dass Fürst Pückler damit eine individuelle Begegnung mit einer Frau suchte, der wird gleich eines Besseren belehrt. Das Briefeschreiben gehörte gleichsam zur Routine eines Kavaliers, die Frauen verstanden es als Gesellschaftsspiel. Ja, Fürst Pückler sammelte sogar eine Anzahl seiner Liebesbriefe nicht aus sentimentaler Erinnerung, sondern um diese systematisch wiederverwenden zu können.
Da taucht Fürst Pückler in der Ausstellung plötzlich in einer Karikatur auf, in der er als langbeiniger Dandy eine tiefe Verbeugung vor einer etwa halb so großen errötenden jungen Frau macht.

Die Mutter steht im Hintergrund und hofft endlich den reichen Bewerber für ihre Tochter gefunden zu haben. Dies ist die Welt des damaligen exklusivsten Brautmarktes der Welt in London und Brighton. Fürst Pückler wollte dort selbst eine reiche Frau finden, um zusammen mit deren Geld und seiner geschiedenen Ehefrau Lucie den Landschaftsgarten von Muskau vollenden zu können.
Dass die Brautschau erfolglos war, wird in der Ausstellung deutlich.

Noch etwas anderes entdeckt der Besucher, nämlich den ungeheuren Wandel, den das Verhältnis Mann und Frau in den letzten zweihundert Jahren erlebte. Die angestrebte "Ehe zu Dritt" erscheint uns heute unkonventionell, war jedoch noch im neunzehnten Jahrhundert keine Seltenheit. Nur dezent musste man sein.

Anhand von sieben wichtigen Frauenpersönlichkeiten wird in der Ausstellung beispielhaft Fürst Pücklers vielfarbig schillerndes Verhältnis zu den Frauen erläutert. Dabei kommen ganz wesentlich auch seine Freundinnen zu Wort.

Während Pückler es sich auf seinen ausgedehnten Reisen im "feindlichen Leben" gut gehen ließ, blieb seine Ehefrau Lucie treu sorgend zu Hause in Muskau. In zahlreichen Briefen forderte Pückler von ihr die dienende Rolle, wie dies Schiller in zeittypischer Weise analog formulierte.
Sie übernahm in dienend-beschützender Funktion zugleich die Mutterrolle. Lucie war der größte Fixstern in Fürst Pücklers Kosmos der Frauen.
Ein ganz einzigartiges Liebesverhältnis bestand in der Beziehung zwischen Pückler und seiner abessynischen Freundin/Sklavin Machuba.

Hier fühlte sich Pückler in der Rolle des Vaters, Lehrers und Erziehers, sie nannte ihn in den Briefen ihren "Abu" (Vater). Er bezeichnete sie wiederum als sein Pflegekind, vielleicht auch nur in Verbrämung dessen, was eigentlich unerhört war: als deutscher Fürst ein afrikanisches Sklavenmädchen erotisch zu lieben.

In ähnlicher Weise wie Machuba fesselten Helmine, Fürst Pücklers Stieftochter, und die berühmte Sängerin Henriette Sontag Pücklers Leidenschaft. Henriette Sontag sang am Berliner Königstädtischen Theater, wo sie ein regelrechtes "Sontag-Fieber" auslöste.

Diese körperlich-sinnlichen Beziehungen zu Frauen bildeten eine Gegengewicht zu den mehr geistig-intellektuellen Freundschaften. So nährte sich die Beziehung zu Bettina von Arnim und Sahrah Austin von einem teilweise sehr erotischen Briefwechsel, den Pückler allerdings als "Gehirnsinnlichkeit" beschrieb.

Neben Henriette Sontag und Bettina von Arnim stellt eine dritte Frau in der Ausstellung den Bezug zu Berlin her: Pücklers Freundschaft mit Kaiserin Augusta. Gemeinsame Leidenschaft war die Anlage des Babelsberger Parkes. Darüber hinaus zeigt der herzliche und neckende Ton ihres Briefwechsels die besondere Stellung, die der Fürst im Herzen der Kaiserin einnahm.


Fürst Pückler sagte einmal, er sei ein "Kind der Phantasie - beweglich wie der Schmetterling".
Dies ist zugleich das Motto des Ausstellungskataloges, der über die Ausstellungstexte hinaus den Leser anhand vieler Originaltexte in die zauberhafte Welt von Pücklers Frauenfreundschaften entführt. Am Schönsten aber ist dieses Erlebnis im Muskauer Park zu erfahren, in den er viele Erinnerungen an seine Frauenfreundschaften einstreute und den er auf diese Weise als seine Lebensgeschichte begriff.

Eine Ausstellung der Stiftung "Fürst Pückler Park Bad Muskau", Orangerie,
Bad Muskau

Autoren: Nicole und Michael Brey, Dresden


Gestaltung/ Grafik Design: Patricia Müller und Sandra Meifarth, Berlin

http://www.fuerstpueckler.de
Fürst Pückler - Archiv - Ausstellung "Fürst Pückler und die Frauen"