Miniatur von Christian Horneman (im Besitz des Beethovenhauses
Bonn mit freundlicher Genehmigung)
1801
Beethoven verliebt sich in eine andere Klavierschülerin
und schreibt am 16. November 1801 an seinen Freund Wegeler
aus Wien über Giuletta:
"...Etwas angenehmer leb ich jetzt wieder, indem ich
mich mehr unter Menschen gemacht. Du kannst kaum glauben,
wie öde, wie traurig ich mein Leben seit zwei Jahren
zugebracht; ...
(vor zwei Jahren heiratete Josefine den Grafen Deym und frustrierte
Beethoven damit ziemlich...)
wie ein Gespenst ist mir mein schwaches Gehör überall
erschienen, und ich floh die Menschen, mußte Misanthrop
scheinen und bin's doch so wenig. - Diese Veränderung
hat ein liebes, zaubrisches Mädchen hervor gebracht,
die mich liebt, und die ich liebe; es sind seit zwei Jahren
wieder einige selige Augenblicke; und es ist das erste Mal,
daß ich fühle, daß Heiraten glücklich
machen könnte; leider ist sie nicht von meinem Stande
-
(das ist ja Beethovens Grundproblem, daß er sich immer
in seine Klavierschülerinnen verguckt und nie bemerkt,
daß er bei nie nie zum Zuge kommen wird, weil die Mädels
natürlich schon standesgemäß vergeben sind
und ein armer Musikus gegen den Adel keine Chance hat - Prinzessin
Caroline von Monaco hätte ja auch nie den Klavierlehrer
um die Ecke geheiratet...)
und jetzt - könnte ich nun freilich nicht heiraten; -
ich muß mich noch wacker herumtummeln..."
Beethoven widmet ihr die Sonate in cis-moll, die Mondscheinsonate"
- offenbar spielte sie noch nicht so gut und dieses Stück
konnte sie schaffen. Alles nützt nichts, es wird nichzts
aus der Hochzeit zu dem "zaubrischen Mädchen"
und Beethoven bleibt ein armer Musikus.
In Bernhard Roses Film "Immortual Beloved" ist sehr
schön die Szene beschrieben, bei der Giulettas Vater
die Hochzeitserlaubnis davon abhängig macht, daß
Beethoven nicht taub ist. Beethoven fühlt sich erpreßt
und beendet die Beziehung. Historisch ist dies nicht sauber,
aber immerhin eine schöne Geschichte...
1803
In diesem Jahr heiratet Giuletta den Grafen Robert von Gallenberg,
beginnt eine Affäre mit einem Ballettkomponisten und
zieht nach Neapel, dort findet sie schnell einen Geliebten:
Fürst Pückler Muskau (der mit den Gärten
und dem "Fürst-Pückler-Eis) .. Beethoven beginnt
aus Frust (?) mit der Arbeit zur Oper "Leonore"/Fidelio.
(Eingeweihte kennen natürlich die Parallele zu Goethes
"Werther", bei dem der Name "Leonore"
für die Summe der verschlissenen weiblichen Wesen steht
- den "Werther" dürfte Beethoven auch gekannt
haben, nur bei ihm gibt es außerdem noch eine reale
Leonore (s.o.) - ob die das Sinnbild der "ehelichen Treue"
gewesen wäre, lassen wir mal offen...)