Die
Faszination der Ferne
Heute öffnen Ausstellungen in Potsdam und Bad Muskau über
die Reisen von Wilhelm II. und Fürst Pückler
Von Dieter Salzmann
Potsdam - Fürst Pückler und Kaiser Wilhelm II.
hatten eines gemeinsam: Sie gingen gern auf Reisen. Der Kaiser
liebte den Orient und alles, was damit zusammenhing. Zum Beispiel
orientalische Zelte. So sehr, daß sein Troß 1898,
bei der zweiten Reise Monarchen durch den Orient, 200 Zelte
auf einer kilometerlangen Kamel-Karawane mit sich führte.
Genächtigt haben "SM zwo" (so wurde Wilhelm
heimlich von seiner Umgebung genannt) allerdings in transportablen
Reisebaracken der Armee, ausgestattet mit Schlafzimmer, Salon
und Bad. Sein Gefolge schickte der Kaiser ins Zelt, worin
dieses ungemütliche Nächte verbrachte.
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Zwei Türkenzelte, die den Kaiser schließlich bis
in sein Exil im holländischen Doorn begleiteten, sind
jetzt in der Ausstellung "Traum vom Orient - Kaiser Wilhelm
im Osmanischen Reich" im Neuen Palais im Park Sanssouci
zu sehen. Die Zelte entstanden vermutlich in der kaiserlichen
Hofwerkstatt zu Berlin und dienten Wilhelm II., als er noch
ein kleiner Prinz war, als Spielzeug.
Kaiserliche Andenken und Geschenke sind in der Ausstellung
zu sehen, etwa orientalische Schmucksäbel, eine silberne
Streichholzschachtel oder ein Zigaretten-Etui, auf das ein
Bild der Hagia Sophia emailliert wurde. Nach Vorbild des "Damaskus-Tellers",
der Wilhelm II. in der syrischen Stadt geschenkt wurde, ließ
er ein komplettes KPM-Service fertigen, das, zur festlichen
Tafel eingedeckt, im Neuen Palais zu sehen ist.
Für "Reisekaiser Wilhelm" war der Orient ein
faszinierender Traum. Auf seiner Rückreise aus Konstantinopel
1889 sprach er von "einem Aufenthalte, der einem Traume
gleicht". Die Pracht des Sultanspalastes von Konstantinopel
kam vielleicht der eigenen Prunksucht nahe. Wilhelm II. wurde
auf jeder seiner drei Reisen (1889, 1898, 1917) mit märchenhaftem
Pomp empfangen. Aber auch politisch war das Osmanische Reich
ein Traum. Hier konnte Wilhelm II. Macht, Einfluß und
Weltgeltung zur Schau tragen.
Ein großer Teil der Exponate stammen aus dem Haus Doorn,
wo Wilhelm II. von 1920 bis zu seinem Tod 1941 im Exil lebte.
Die Ausstellung im Neuen Palais, Untere Rote Kammern, ist
von heute an bis zum 24. Juni täglich außer freitags
von 10 bis 17 Uhr zu sehen. Der Eintritt beträgt 3 Euro,
erm. 2,50 Euro.
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Quelle: Morgenpost Berlin / Samstag, den 30.04.2005
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