Punch
and Judy
Sie
sind poetisch und skurril, sensibel und aggressiv und verzaubern
mit ihren surrealen Shows das Publikum weltweit: die Tiger
Lillies. Jetzt zeigt das britische Trio erstmals in Deutschland
sein neues Stück, das musikalische Puppentheater
Punch
and Judy. |
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Die
Version der Tiger Lillies basiert auf den Tagebuchnotizen
und Briefen von Pückler-Moskau
von 1826 bis 1829. Er war der Erste, der einen Bericht
über Piccinis Show schrieb. Er beschreibt das Stück,
das er aus seinem Fenster sah, als gottlos und gewissenlos.
Punch selbst wird von Pückler-Moskau als eitler,
feiger und gewalttätiger Mensch charakterisiert,
der gleichzeitig humorvoll und unbezähmbar sei.
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Dabei
versteht es sich von selbst, dass ein Puppenspiel der Tiger
Lillies kein harmloser Kasperlespaß sein kann. Aufblasbare
Gummipuppen und kleine Handpuppen treiben ihr Unwesen auf
der Bühne, flankiert von Videoclips, Schattenspielen
und Live Acts. Dazu erzählt die Band mit ihrer unverwechselbaren
Musik die Geschichte eines Mannes, der jenseits gesellschaftlicher
Normen steht.
Nahezu
200 Jahre alt ist die Geschichte von Punch und seiner Frau
Judy, die in Großbritannien - ähnlich dem deutschen
Kasperle untrennbar zum Repertoire des Kindertheaters
gehört. Entsprechend dem jungen Publikum wird die Hauptfigur
Punch heute als intelligenter, lustiger Charakter dargestellt.
Anders
bei den Tiger Lillies: Sie besinnen sich auf die Originalfassung
aus dem viktorianischen Zeitalter. Dort ist Punch ein gewaltbereiter,
unberechenbarer Mann, ein Anarchist, der alle tötet,
die seinen Vorstellungen im Wege stehen und ihm Regeln aufzwingen
wollen. Er beseitigt seine Frau Judy und seinen kleinen Sohn,
den Hausarzt, den heimlichen Liebhaber und macht selbst vor
Henker und Teufel nicht halt.
Die
Version der Tiger Lillies ist eher eine Operette als traditionelles
Theater. Zwar werden Elemente des ursprünglichen Straßentheaters
eingesetzt, darüber hinaus nutzt die Band jedoch Multimedia
und Spezialeffekte. Die Geschichte von Punchs Leben wird umrahmt
von Lyrik und Musik, die ausnahmslos aus der Feder des Bandgründers
Martyn Jaques stammt.
Das
Stück ist chaotisches und düsteres Theater, dessen
erzählerische Kraft einen mit ständiger Spannung
und Abwechslung in seinen Bann zieht. In einer Mischung aus
Operette und Konzert unterstreichen die Tiger Lillies ihre
kraftvolle Musik und ihre Bühnenpräsenz mit wilden
und unheimlichen Puppen, denen jede infantile Harmlosigkeit
fehlt. Mit dieser neuen Show kombinieren die Tiger Lillies
ihre verschiedenen Einflüsse mit dem Experiment Puppentheater.
Dabei werden sie wieder einmal das zeigen, was ihre Fans überall
auf der Welt so schätzen: Kühne, herausfordernde
Kunst.
Die
Idee zu Tiger Lillies Punch and Judy
Mehr als zwei Jahre sind von der konkreten Idee bis zur Konzeption
des Stücks vergangen. Den ersten Anstoß, sich mit
dem Stück Punch and Judy auseinander zu setzen,
hatte allerdings bereits ein Erlebnis vor zehn Jahren gegeben.
Damals
spielten die Tiger Lillies in einem kleinen englischen Seebad
vor Erwachsenen und Kindern. Als sie sich später die
Videoaufzeichnung ihres Auftritts ansahen, entdeckten sie
zu ihrem Erstaunen auf den Gesichtern der Kinder wachsende
Begeisterung, je mehr sich Gewalt und Zerstörung auf
der Bühne steigerten.
Dieses
Phänomen hatte das Original von Punch and Judy
schon vor 200 Jahren entdeckt, sagt Martyn Jaques. In
diesem Moment begann er, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen,
denn: Die Tiger Lillies und Punch and Judy sind seelenverwandt.
Punch
and Judy im Wandel der Jahrhunderte
Ende
des 18. Jahrhunderts kam der Italiener Giovani Piccini nach
England, wo er mit Pulcinella auftrat, jener berühmten
Figur des italienischen Puppentheaters. Seine Ein-Mann-Show
mit Handpuppen entwickelte sich zu einem der bekanntesten
Puppenspiele in den Straßen Englands. Die Engländer
übernahmen Pulcinella als ihren Punch,
der fortan untrennbar zum Puppentheater gehörte. Mehr
und mehr begeisterten sich auch die Kinder für die kleine
Figur, so dass die ursprünglich brutale und mörderische
Geschichte für ein erwachsenes Publikum zunehmend harmloser
wurde.
Die
Version der Tiger Lillies basiert auf den Tagebuchnotizen
und Briefen von Pückler-Moskau von 1826 bis 1829. Er
war der Erste, der einen Bericht über Piccinis Show schrieb.
Er beschreibt das Stück, das er aus seinem Fenster sah,
als gottlos und gewissenlos. Punch selbst wird von Pückler-Moskau
als eitler, feiger und gewalttätiger Mensch charakterisiert,
der gleichzeitig humorvoll und unbezähmbar sei.
Termin:
29.11.04
Quelle:
http://www.ganz-muenchen.de/artculture/tollwood/winter/2004/tiger_lillies.html
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